Dienstag, 16. September 2014

Keine Zeit zum Spielen

In den vergangenen Wochen und Monaten war in meiner Gruppe sehr viel Unruhe. Die Kinder werden älter und testen jeden Tag aufs Neue ihre Grenzen. Sie hinterfragen allgemeine Gruppenregeln und versuchen jeden Tag aufs neue ihre Position in der Gruppe zu finden. Dabei treffen fünf völlig verschiedene kleine Persönlichkeiten aufeinander, die sich leider nicht oder nur schlecht verbal miteinander verständigen können. Wenn die Sprache nicht funktioniert, um die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und den eigenen Willen durchzusetzen, müssen also andere Wege gefunden werden und dabei ist manchmal jedes Mittel recht - es wird auf Kommando geweint, es wird geboxt, geschubst, gehauen, gebissen, usw. Das wird natürlich sehr anstrengend für alle Beteiligten.

In meiner jetzigen Gruppe sind zufälligerweise fünf ganz besonders experimentierfreudige Kinder aufeinander getroffen und so hatten wir fast jeden Tag Streitigkeiten um Spielzeug, den vermeintlich besten Platz an der Garderobe, Eifersüchteleien auf den, der gerade mit mir gekuschelt hat, usw. Es musste deswegen unbedingt eine Lösung her, um etwas Ruhe in den Alltag zu bringen. Und da die Streitereien um Spielzeug den mit Abstand größten Anteil zu den Unruhen beitrugen, habe ich beschlossen, dass das Spielzeug Urlaub macht, da ich manchmal das Gefühl hatte, dass den Kindern aufgrund der vielen Streitereien und Auseinandersetzungen kaum noch Zeit zum eigentlichen Spielen bleibt. Natürlich ist das ein Prozess, der zum Großwerden dazu gehört, aber momentan dominiert er den kompletten Alltag und das wollte ich unbedingt ändern.

Gemeinsam mit den Kindern habe ich deshalb heute alle Regale ausgeräumt und in zwei großen Kartons haben wir das Spielzeug eingepackt. Die Kinder waren mit Begeisterung dabei und haben schwungvoll alles in die Kisten geschmissen, was sie gefunden haben. (Was sicherlich auch daran lag, dass sie sich nicht im Klaren darüber waren, welche Konsequenzen das habe würde.) innerhalb kürzester Zeit war das Zimmer leer. Nur einige wenige Dinge durften bleiben: Unsere Kiste mit den Alltagsgegenständen (Schlüssel, Handys, Taschen, usw.), die Kiste mit den Bällen, die Kiste mit den Verkleidungssachen, unsere Kiste mit den bunten Flaschendeckeln und die Kuscheltiere.

Ich hatte erwartet, dass die Kinder nun zunächst nicht wissen, was sie tun sollen, aber noch bevor ich ihnen Alternativen zum Spielen anbieten konnte, haben sie sich schon über die wenig übrig geblieben Dinge hergemacht und gleich losgespielt.

Ich habe die Kinder spielen lassen und währenddessen ohne weitere Kommentierung die nun leeren Kisten mit allerlei gesammelten Dinge, die täglich anfallen, zu füllen. Das waren zum Beispiel: leere Eierkartons, leere Plastikschalen, Pappteller und Plastikbecher, Korken, Kastanien, Eicheln und Nüsse, Kartons, Pappröhren. Da die Kinder schon wieder ins Spielen vertieft waren, habe ich danach nicht extra auf das neue Spielmaterial hingewiesen, sondern einfach abgewartet, bis sie es selber finden und entdecken.

Vielleicht ist es nur Zufall, aber der heutige Tag war viel ruhiger, als die Tage der letzten Wochen. Die Kinder haben sehr ruhig und konzentriert gespielt und waren für lange Zeit beschäftigt, ohne sich gegenseitig die Dinge wegzunehmen.

Als wir am Nachmittag draußen waren, klappte auch hier alles relativ gut. Ich habe außer der Rutsche und der Wippe auch hier alle anderen Spielsachen in de großen Kiste gelassen. Der Sandkasten stand noch zur Verfügung, aber alles weitere mussten die Kinder selbst machen.

In den nächsten Tagen und Wochen heißt es nun abwarten und sehen, was passiert. Ich bin wirklich gespannt und hoffe, dass es für die Kinder nicht nur eine willkommene Abwechslung ist, sondern sie auch ein wenig zur Ruhe bringt.

Viel Spaß beim Nachmachen


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